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Lernen mit Computer und Internet

Es gibt in der Schule prinzipiell vier Anwendungsbereiche für Computer und Internet:

 

1. Recherche
 

Schüler finden eine bedeutsame Fragestellung, zu der sie alleine oder im Team bzw. Gruppen forschen wollen. Die Schüler machen sich selbst schlau mittels aktueller Informationen aus dem Internet. Genau wie im Umgang mit gedruckten Informationen gehört dazu auch die Qualitätsbeurteilung der verwendeten Quellen.

Dies  trainieren sie, indem sie ihre unterschiedlichen Informationsquellen dokumentieren und die verschiedenen Ergebnisse sammeln, die sie möglichst nach Kriterien bewerten und in eigenen Worten zusammenfassen.  Insofern ist hier auch die herausfordernde Medienkompetenzentwicklung kontinuierlich gefragt. Die Entwicklung von geeigneten Stukturierungshilfen und Kriterien zur Textauswahl sind umso bedeutsamer, als die Schüler überflutet werden von einer Fülle falscher Aussagen oder nur teilweise richtiger Texte, für deren Prüfung sie neben guter Lesekompetenz vor allem geeigneter Kriterien benötigen, um nicht wahllos auf Texte hereinzufallen, die sie nicht verstehen. 

 

2. Produktion, Dokumentation, Präsentation und Veröffentlichung von    
    Arbeitsergebnissen

 

Computer und Internet bieten eine Fülle von Möglichkeiten, Arbeitsergebnisse (z. B. die Ergebnisse einer Recherche) professionell auszuwerten, zu dokumentieren und zu präsentieren. Bei allen Verlockungen, die multimediale und interaktive Präsentationen bieten, bei allem Spaß, den die Schüler bei der Produktion solcher Präsentationen haben: Im Unterricht bleibt es dabei: Inhalt vor Form! Die neuartige, witzige, aufwändige, faszinierende Präsentation, die sich immer häufiger mit professionellen Ergebnissen ohne weiteres messen kann, hat in erster Linie „dienende” Funktion! Das heißt: Die Form der Dokumentation oder Präsentation nützt dafür, den Inhalt besser, dauerhafter, anschaulicher, motivierender „rüberzubringen”! Lieber also eine langweilige, unaufwändige Präsentation mit einem relevanten, zum Nachdenken anregenden Inhalt als letztlich substanzlose, formal aufwändige „Schaumschlägerei”!  Deutlich wird leider auch, dass die Schüler oftmals die Technik des Kopierens beherrschen, aber die eingefügten Texte oftmals gar nicht inhaltlich verstanden haben.  Hier ist es wichtig, mit Schülern zu trainieren, wie Informationen verstanden werden, wie „Aha-Erlebnisse“ entdeckt werden können. Und Lehrer müssen wissen, wie sie beispielsweise in Präsentationen überprüfen können, ob Schüler die gesammelten Informationen auch wirklich verstanden haben. 

 

Computer und Internet können dabei behilflich sein, eindrucksvolle Produkte sowohl in gedruckter Form (als Broschüren, Zeitungen, Poster) als auch in Form von Folienpräsentationen, Websites oder Audio- und Videoproduktionen zu erstellen und in vielfältiger Form zu veröffentlichen, gegebenenfalls sogar worldwide. Über die Arbeit an den Inhalten solcher Produktionen können die Schüler den selbstverständlichen Umgang mit Computern, den erforderlichen Programmen und dem Internet sogar „by the way” oder „on the job” erlernen. 

 

3. Kommunikation mit anderen

 

In der Schule kann der schnelle Austausch von Informationen und Daten per E-Mail (und sogar per Chat) untereinander oder auch zwischen Lehrer und Schüler die Qualität der Arbeit an gemeinsamen Projekten nicht nur erleichtern, sondern auch verbessern. Dazu gehört insbesondere das Ablegen von Arbeitsergebnissen auf Dateiablagen (Servern), die allen Mitgliedern einer Arbeitsgruppe zugänglich sind. 

 

4. Üben und Wiederholen mit spezieller Lernsoftware

 

Dazu gehören beispielsweise Vokabeltrainer, (spielerische) Rechen- oder Rechtschreibtrainings ebenso wie Simulationen, die beispielsweise im Geschichts- oder Politikunterricht Anwendung finden (z.B. Stadtentwicklungs- oder Wirtschaftssimulationsspiele, in denen gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen zum Teil recht realistisch spielerisch nachvollzogen werden können). Es gibt mittlerweile einen riesigen Markt für spezielle Lernsoftware, die meistens auch zum spielerischen Üben und Wiederholen zu Hause verwendet wird. Die Qualität solcher Programme lässt häufig noch zu wünschen übrig. Der Haupteinsatzort bleibt (wie übrigens auch von den meisten Anbietern intendiert) der häusliche PC. 

Digitale Medien und individualisierter Unterricht

Je mehr Computer und Internetanschlüsse zur Verfügung stehen – bis hin zu persönlichen Notebooks mit eigenem drahtlosem Internetzugang, umso stärker verändert sich auch das Lernen: Frontaler, „belehrender” Unterricht, in dem alle Schüler zur gleichen Zeit dasselbe lernen (müssen), funktioniert nicht mehr! Stattdessen lernen die Schüler zunehmend nach ihren eigenen Interessen, dem eigenen Tempo und immer häufiger an der echten Realität als an didaktisch aufbereiteten (zubereiteten) Materialien. In „Notebook-Klassen” – in Deutschland wie in den USA – bildet das „gute, alte” Projektlernen einen neuen und wesentlichen methodischen Schwerpunkt. Keine andere Form des selbstständigen Lernens hat den Unterricht so dramatisch und nachhaltig verändert wie das Lernen mit Notebooks im Klassenraum – und das weitgehend ohne „theoretischen Überbau”. Es erfordert von Seiten der Lehrer schon besondere Anstrengungen, alle Schüler an derselben Leine zu halten, beispielsweise, indem man ihnen ausschließlich erlaubt, bestimmte Lernsoftware zum Üben und Wiederholen zu verwenden, und das nach Möglichkeit im Gleichschritt, marsch!

 

Wer allerdings seine Schüler im Internet recherchieren und sie Ergebnisse der Recherche dokumentieren sowie präsentieren lässt und ihnen dabei kompetenter Ansprechpartner ist, weiß, wovon die Rede ist, wenn das Paradigma des „Lernens mit Neuen Medien” sich in der bildungspolitischen Diskussion zum „Neuen Lernen mit digitalen Medien” wandelt. 

 

„Neues Lernen” bedeutet: Schüler als Subjekte des Lernens ernst zu nehmen, sie lernen zu lassen, statt sie zu belehren, weg von der „Beibring- und Belehrungsdidaktik”, hin zu einem „learning on demand”. Computer und Internet sind notwendige und  äußerst hilfreiche Werkzeuge auf dem Weg dorthin sein. 

 

Erfahrungen im Einsatz von Computer und Internet im Unterricht zeigen beispielsweise:

 

Lehrer lernen gemeinsam mit ihren Schülern. Dazu brauchen sie allerdings eine Haltung, sich selbst als Lernende und nicht ausschließlich als besser wissende „Beibringer” zu verstehen. Sie werden von „Informationslieferanten” zu „Lernhelfern” („facilitators”). 
 

Der Lehrer muss der „Modell-Lerner” für seine Schüler werden.
 

Eine neue Kultur im Umgang mit Fehlern entsteht: Strg + z , den „Rückgängig”-Knopf – englisch „undo” – auf dem Computer drücken und es noch einmal versuchen!
 

Kooperative Formen von Textüberarbeitung und -verbesserungen sind ein Leichtes geworden.
 

In Schulen mit einer „bildungsfernen” Elternschaft, beispielsweise in Harlem, New York City, zeigte sich u. a.: Der häusliche Fernsehkonsum der Schüler verringert sich signifikant; es gibt deutliche Steigerungen der Anwesenheit in der Schule und der Leseleistungen; in den Familien und zwischen den Familien untereinander wird mehr gesprochen. 
 

Die Schüler haben deutliche Startvorteile bei Bewerbungen um Praktikums- und Ausbildungsplätze.
 

Die Schüler arbeiten häufiger mit anderen zusammen. 
 

Das Lernen mit Notebooks erhöht das Selbstwertgefühl der Schüler. Das gilt ganz besonders für Mädchen, die Computer-Expertinnen werden.
 

Es wird mehr geschrieben.
 

Die Schüler recherchieren in echten Quellen – nicht in aufbereiteten Materialien.
 

Die Schüler recherchieren in aktuellen Quellen – nicht in häufig viele Jahre alten Schulbüchern. Das hat höchste Bedeutung vor allem im historisch-sozialwissenschaftlichen Bereich.
 

Die Schüler agieren als Lehrer („peer teaching”).
 

Die Selbstreflexion und Selbstbewertung der Schüler verbessert sich: Nicht „das habe ich gemacht”, sondern „das habe ich gelernt”.
 

Die  Schüler benutzen dieselben Werkzeuge wie im wirklichen Leben: zum Forschen (mit Zugang zu den Daten und Fakten des „echten Lebens”), Denken, Handeln.

Perspektiven und Möglichkeiten

An vielen Schulen gibt es einen „Computerraum“, in den man mit seiner Klasse ab und an für eine Stunde „geht“, so wie man früher für eine Stunde in den „Filmraum“ ging, um einen Film zu schauen. Also irgendwie ein besonderer Akt, so als wäre das Lernen und Arbeiten am Computer etwas Besonderes, das halt mit dem normalen schulischen Lernen wenig zu tun hat. Der Computerraum muss zumeist lange im Voraus gebucht werden und wird häufig von einem Kollegen verwaltet, der als „Administrator“ streng darauf achtet, dass alles so eingerichtet ist und bleibt und so funktioniert wie er sich die Arbeit mit Computern vorstellt. Der manchmal wenig bis kein Verständnis für Kollegen hat, die andere Vorstellungen hat und die dann sehen können, wie sie zurecht kommen oder sich sehr, sehr gut mit dem Administrator stellen müssen... 

 

In diesen exotischen Computerräumen sitzen dann Schüler, von denen sehr viele zu Hause die selbstverständliche Arbeit auf vielen Ebenen mit Computer und Internet gewohnt sind und die sehr häufig darin auch sehr kompetent sind. Deutschland befindet hinsichtlich der privaten Computernutzung von Kindern und Jugendlichen auf einem der vorderen Plätze weltweit. Und auf einem der letzten der Industrienationen hinsichtlichen der zeitgemäßen Nutzung von Computern und Internet in der Sc hule.

 

Die zunehmende Verbreitung von kleinen und sehr leichten und kostengünstigen  Mini-Notebooks (Netbooks) und der erweiterten Möglichkeiten, kostengünstig Internetverbindungen jederzeit und überall über Mobilfunknetze herzustellen, hat der Arbeit mit digitalen Medien in der Schule neue Impulse gegeben. 

 

Netbooks sind einerseits leistungsfähige Computer, mit denen alle Arten digitaler Datenbearbeitung genau so gut erledigt werden können, wie mit „großen“ Computern. Durch ihr sehr geringes Gewicht von nur gut einem Kilogramm kann man sie problemlos jederzeit und überall dabei haben. Ihr vergleichsweise niedriger Anschaffungspreis macht sie für den Einsatz in der Schule besonders attraktiv. Wenn man heute vier Netbooks zu dem Preis anschaffen kann, den man noch vor kurzem für einen Computer bezahlen musste, können viel mehr Schüler von der Arbeit mit digitalen Medien profitieren.  Auch die Anschaffung von Eltern-finanzierten Netbooks für jeden Schüler wird möglich mithilfe von Finanzierungprogrammen für Eltern mit geringen finanziellen Mitteln. Dafür gibt es bereits erfolgreiche Modelle in einigen Bundesländern.

 

Obwohl in vielen Bundesländern in den Ausbau von schnellen Internetverbindungen in Schulen investiert wird, sind die meisten Klassenräume in deutschen Schulen noch nicht „am Netz“. Um die Möglichkeiten der Arbeit mit Note- und Netbooks und dem Internet in der Schule optimal nutzen zu können, braucht man vor allem gut funktionierende drahtlose Internetverbindungen, um „anytime anywhere“ online gehen zu können

 

Über die Möglichkeit, Internetverbindungen über Mobilfunknetze herzustellen, haben sich mehr Möglichkeiten ergeben, auch in der Schule mit Note- und Netbooks online zu arbeiten. Es gibt zahlreiche kostengünstige Angebote für „UMTS-Sticks“ mit „Internet-Flatrate“, die man an ein Note- oder Netbook steckt und über die im Stick enthaltene SIM-Kate ins Internet gehen kann. Mithilfe spezieller „Router“ kann man eine über einen UMTS-Stick hergestellte Internetverbindung via WLAN auch mit mehreren Netbooks nutzen. Damit kann man sich weitgehend unabhängig machen von der häufig unzulänglichen technischen Infrastruktur einer Schule. 

 

Interessante und bisher noch kaum genutzte Möglichkeiten bietet die Arbeit mit Handys im Unterricht. Noch sind Handys an den meisten Schulen in Deutschland streng verboten.  Natürlich muss die Verwendung von Handys an der Schule klar reguliert werden und müssen Regelverstöße deutlich geahndet werden. Handys aber komplett zu verbieten, nur weil Missbrauch möglich ist, ist absurd angesichts der vielfältigen Möglichkeiten, die dieses extrem weit verbreitete digitale Medium für das Lernen bietet: Die allermeisten Schüler verfügen heute über ein Handy, mit dem es möglich ist, Töne, Bilder und Videos aufzuzeichnen und das damit bestens geeignet ist, beispielsweise Arbeitsergebnisse oder Ergebnisse von Live-Recherchen vor Ort zu dokumentieren und für Präsentationen und Veröffentlichungen weiter zu verarbeiten. In wenigen Jahren bereits wird es zur Standardausstattung jedes Handys gehören, damit schnell und einfach ins Internet gehen zu können. Jeder Schüler ist damit ganz unkompliziert in der Lage, jedweden Sachverhalt auf die Schnelle zu googeln. Das Schülern zu verbieten, erinnert dann doch irgendwie an finstere Mittelalterzeiten, in denen das Lesen von Büchern als subversiv galt und für breite Bevölkerungsschichten reglementiert wurde...

Mehr zum Lernen mit Computer & Internet im Buch...

 

zum Beispiel:

Welches Basis-Know-how brauchen Lehrer zum Umgang mit Computer und Internet?

Jede Menge Praxistipps zum Lernen mit Computer & Internet für Schüler & Lehrer in: 

Thomas Unruh: Mein Methoden-Portfolio - Selbstständig lernen

Klasse 5-6 

Klasse 7-10

Lehrerband

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